Der zweite Tag der Hauptkonferenz und damit der dritte Tag der JAX ist vorbei und es ist bereits jetzt klar, dass die Vorträge qualitativ weiter hochwertig bleiben. Wie auch bereits gestern stand vor den ersten Vorträgen die Qual der Wahl.
Durch die Gliederung in folgende Thementage
ist für jeden Teilnehmer zumindest ein Vortrag aus insgesamt 11 Vorträgen pro Timeslot mit dabei. In meinem Fall fiel die Entscheidung für den ersten Vortrag auf „Alltag in der Softwarearchitektur“ von Phillip Ghadir.
Phillip Ghadir befasste sich in seinem Vortrag mit dem Nutzen der erstellten Software aus der Sicht des Auftraggebers und des Anwenders. In dem sehr gut strukturierten und mit Wissen gespickten Vortrag ging Phillip Ghadir auf In- und Outcome von Anforderungen ein, erläuterte genau was die zentrale Frage bei der Entwicklung einer Software sein sollte. Dabei stellte sich heraus, dass die wesentliche Frage immer sein sollte „Was brauchen wir am Ende von XYZ“, wobei XYZ von beliebigem Scope sein kann. Dabei wurde klar herausgestellt, dass nicht der Architekt alleine für den entsprechenden Outcome verantwortlich ist, sondern dass die Architekten grundsätzlich mit dem Team zusammenarbeiten müssen und dementsprechende Verhaltensregeln berücksichtigen sollten. Die Verhaltensregeln reichten von „Don’t be a blocker“ über „Vernachlässige keine deiner Aufgaben“ bis hin zu „Analysiere die kritischen Erfolgsfaktoren“ und „Lenke die Aufmerksamkeit des Teams“. Ein hervorragender Vortrag, der sehr gut auf den restlichen Tag eingestimmt hat.
Direkt im Anschluss war „Logging Best Practices – formulieren, ausgeben und analysieren“ von Peter Roßbach auf der Agenda.
In dem eher technisch orientierten Vortrag ging es sowohl um die Regeln des erfolgreichen Loggings, als auch um beispielsweise die einheitliche Ausgabe von Timestamps oder auch einfach um die Verwendung eines zentralen Loggingframeworks. Viele der vermeintlich einfachen Regeln sind oftmals schon umgesetzt, aber gerade in den Detailfragen, wie beispielsweise dem Encoding auf den untersten Schichten oder der Wahl der Sprache, besteht in vielen Projekten sicherlich noch Verbesserungspotential. Interessant war auch die Live-Demo zur kumulierten Log-Analyse mit logstash und den dort enthaltenen Visualisierungstools. Dort war anschaulich zu erkennen, was genau aus den, hoffentlich maschinenlesbaren und damit leicht zu parsenden Logs, herausgeholt werden kann.
Im Anschluss an die beiden Vorträge am Vormittag standen die Keynotes im Kongresssaal an. Und dort wurde wieder deutlich wie viele Teilnehmer in den Kongresshallen zu finden sind.
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Schon eindrucksvoll. Allerdings bei den beiden Speakern der Keynote nicht weiter verwunderlich. „The Cloud Platform Play“ von Matthias Steiner war die erste der beiden Keynotes. Der SAP Berater gab einen Einblick in die Nutzung der Cloud inkl. Vor- und Nachteile.
Mit tollen Folien und einem inhaltlich stimmigen Thema sowie einigen Witzen über schwerfällige, wie Tanker agierende, Konzerne war das Publikum komplett auf seiner Seite.
Auch hier war vom Wirtschaftsdarwinismus und dem Vormarsch der kleinen, aber deutlich flexibleren und damit auch agileren Unternehmen die Rede. Und genau diese Thesen erweiterte dann auch die anschließende Keynote von Mirko Novakovic. „Software is eating the World“ hatte als Kernthema die Positionierung kleiner, agiler Unternehmen auf dem Markt der Global Player. Wie in dem Abstract so schön formuliert: „Quelle tot. Karstadt taumelt. Otto angeschlagen. Zalando wächst. Amazon dominiert. Die digitale Revolution frisst die traditionellen Geschäftsmodelle.“
Am Beispiel verschiedener kleiner Unternehmen wurde erläutert, wie die IT Teil dieser immer dynamischer agierenden Softwarewelt sein kann und vor allem auch, wie eine solch dynamische Revolution angestoßen werden kann. Die Konzentration muss auf Bereiche der Agilität, Big Data, Continous Delivery oder auch der Cloud gelegt werden, so zumindest der gut argumentierte Standpunkt von Mirko Novakovic.
Nach einer ausgedehnten Mittagspause, und dem durch die Vielzahl der Aussteller möglichen Networking, ging es dann in die Sessions am Nachmittag. Die erste Session des Nachmittags war eine Session zum Thema „So funktioniert Kick-Ass-Softwareentwicklung“ von Sven Peters. Mit markigen Sprüchen versehen und durch eine herausragende Präsentation (unter http://svenpet.com/slides/ bereits bereitgestellt.) unterstützt, war diese Session definitiv ein Highlight des Nachmittags.
Kernaussage war, dass man seine angestammte Komfortzone verlassen muss und einfach mal wieder „awesome“ sein sollte. Dabei ging es außerdem um zentrale Fragen, wie das Ausliefern von Kick-Ass Software, das richtige Kick-Ass Team und die Zusammenarbeit im Kick-Ass Team oder auch Kick-Ass Automatisierung. Ein herausragender Talk mit einem wirklich sehr gutem Speaker.
Direkt im Anschluss ging es in den Vortrag von Stefan Zörner zum Thema „Weißbuch der Architekturdokumentation (Sieben praxistaugliche Tipps)“. Bereits aus der JUG Ostfalen bekannt waren einige Dinge aus dem Vortrag nicht mehr ganz neu, wurden aber allerdings ergänzt und durch einige spannende Details erweitert.
So wurde neben den Zielen einer guten Dokumentation, auch die wichtigsten Teilbereiche der Architekturdokumentation erläutert. Die Analogie mit dem Produktkarton für eine Software ist eine vergleichsweise einfache, aber auch so passend, wie sie anders nicht sein könnte.
Mit den sieben vorgestellten Tipps zur Dokumentation ist sicherlich das Interesse zur Dokumentation bei den anwesenden Teilnehmern geweckt worden, so dass der ein oder andere vielleicht in Zukunft mehr und vor allem sinnvoll dokumentieren wird.
Ein weiteres Highlight des dritten Tages war defintiv die Keynote „When open source enables the Internet of Things“ von Benjamin Cabé. Dort wurde eindrucksvoll gezeigt, was mit den Open Source Technologien bereits möglich ist und wo eine Reise hingehen kann. Das Beispiel, welches von Benjamin Cabé implementiert wurde, war ein unter anderem per Twitter über einen Raspberry PI steuerbarer Lichtschlauch, der zusätzlich noch über andere Schnittstellen angesprochen werden konnte.
Aber als Bild sicherlich bei weitem nicht so spannend, wie als Video, so dass die Live-Demo wirklich sichtbar wird.
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Der spannende Teil an der Steuerung des Lichtschlauches ist in diesem Fall, dass die Programmierung nicht direkt auf dem PI erfolgt, sondern, dass alle Befehle via Twitter oder anderen Open Source Schnittstellen abgesetzt werden können. Ein Tweet könnte zum Beispiel wie folgt ausschauen:
Fancy LED strip on the last keynote! @kartben rocks #jaxcon with real geek stuff! That rocks!
— sascha.doemer (@SaschaDoemer) 24. April 2013
Im letzten Vortrag des Abends beschäftigte sich Dr. Gernot Starke mit dem von ihm geschriebenen „Knigge für Softwarearchitekten“. Trotz der späten Stunde waren auch dort alle Teilnehmer hellwach, was mit Sicherheit auch dem erfrischenden Vortragsstil geschuldet war. Die Beschreibung von unterschiedlichen Typen, gespickt mit Anekdoten aus dem realen Projektleben und interessanten Hintergrundinformationen war der gelungene Abschluss eines langen, aber sehr informativen Tages.